Keynotes

Imperfection in Learning Analytics

Agathe Merceron

Abstract: Die Benutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien in der Bildung bewirkt, dass in diesem Bereich auch viele Daten elektronisch vorliegen. Das relativ junge Feld Learning Analytics beschäftigt sich mit der Auswertung dieser Daten mit dem Ziel, Lernen und Lernumgebungen zu verstehen und zu optimieren. Dazu bedient sich Learning Analytics unter anderem der Techniken aus dem maschinellen Lernen. Es folgen ein paar Beispiele:
• Algorithmen werden benutzt, um vorherzusagen, ob Studierende in einem Studium oder in einem Kurs „at risk“ sind.
• Algorithmen werden benutzt, um zu berechnen, ob Studierende manche Konzepte noch nicht gut beherrschen und daher mehr Übungen präsentiert bekommen müssen.
• Algorithmen werden benutzt, um typische Lernverhalten zu entdecken.
• Algorithmen werden benutzt, um Lernempfehlungen auszusprechen.
• „Dashboards“ werden erstellt, um Lehrenden wie Lernenden einen Überblick über die Lernfortschritte anzubieten.

Der Trend ist, diese Anwendungen mit einem „User-Centered Design“-Vorgehen zu entwickeln. Doch weder die Ergebnisse der Algorithmen noch die Daten sind perfekt. Ein Lernender wird zum Beispiel mit einer Wahrscheinlichkeit von 73.3 % als „at risk of failing a course“ eingestuft, nicht mit 100%.

Kitto, Buckingham Shaw und Gibson stellen in meinen Augen eine sehr berechtigte Frage: “It is usually assumed to be important that classifiers be accurate, as otherwise a student will be subjected to inappropriate interventions. However, such a position leaves us in a dilemma; are we to wait until perfect accuracy is achieved?”, siehe “Embracing Imperfection in Learning Analytics”, Proceedings LAK 18.

In dieser Keynote werde ich Arbeiten aus meiner Forschung vorstellen, welche mit diesem Dilemma zu tun haben.

 

Digitalisierungswahnsinn oder Nebeneffekte des Mainstreaming?

Marco Kalz

Abstract: Während die deutsche Bildungslandschaft viele Jahre den Aspekt der Digitalisierung kläglich vernachlässigt hat, schlägt man derzeit vor allem in der Politik ins andere Extrem um: Das Thema der Digitalisierung wird mit Nachdruck auf die Agenda von Bundes- und Landesministerien gesetzt und man hat den Eindruck, dass Digitalisierung ein Ziel an sich sei ohne weiteren Zweck. Im Rahmen des Beitrages wird kritisch reflektiert wie die wissenschaftliche Gemeinschaft, die sich mit dem technologiegestützten Lernen beschäftigt, mit diesem Diskurs um die Digitalisierung umgehen kann. Dabei werden drei Hauptmuster der Diskussion herausgegriffen und (selbst-)kritisch reflektiert: Der allseitige (Technologie-)Determinismus, die Objektivierung von digitalen Technologien so wie die inhärente Reduktionismus der E-Learning-Community.